Barbara Leciejewski, Fritz und Emma
Dieser tolle Roman hat zwei Zeitebenen.
Einmal in der Gegenwart: Marie und ihr Mann sind frisch nach Oberkirchbach gezogen. Er ist der neue Dorfpfarrer und Marie langweilt sich. Sie hat keinen Job und ist halt „nur“ die Frau Pfarrer im Dorf. Dort ist so gar nichts geboten. Das Dorf macht einen verfallenen und deprimierten Eindruck. Keiner ist auf der Straße anzutreffen, es gibt nur eine Kneipe, eine Bäckerei und alles macht einen verlassenen und traurigen Eindruck. Die jungen Leute sind in die Stadt gezogen, oder in den neuen Teil des Dorfes, sie sind Zugezogene, die mit den Alten nichts zu tun haben wollen, oder sich schlicht und ergreifend gar nicht kennen, weil nichts los ist und es keine Begegnungsstätte in Oberkirchbach gibt. Marie wartet nur auf den Tag, wo sie wieder weg kann.
Im Rückblick lernt man dann die jetzt 92-jährigen Bewohner des Ortes Fritz und Emma näher kennen, die damals, 1947, kurz nach dem der Krieg vorbei war, ein Liebespaar waren. Fritz und Emma sind bei 1927 am gleichen Tag und im gleichen Ort in der Pfalz geboren. Sie haben zusammen gespielt, sind zusammen zur Schule gegangen, sind dann irgendwann ein Paar geworden, dann kam der Krieg und auch danach waren sie noch ein Paar und wollten heiraten, aber dann geschah etwas, was die beiden auseinander gebracht hat und jetzt sprechen sie nicht mehr miteinander und gehen sich aus dem Weg. Was ist geschehen?
Diese beiden Geschichten, die später zusammenfinden, werden in diesem Buch immer zeitversetzt berichtet. Die Geschichte dieser vier Menschen wird nun in Rückblicken bzw. aktuellen Ereignissen erzählt. Zahlreiche zeitgeschichtliche Ereignisse wurden geschickt in die Story verwoben, Mir hat es sehr viel Spaß gemacht dieses wunderschöne Buch zu lesen, die Geschichte von Emma und Fritz zu erfahren, aber auch die Verwandlung von Oberkirchbach in ein lebendiges Dorf mitzuerleben. So wie in diesem Dorf geht es sicherlich in vielen kleinen Ortschaften zu und es war erfrischend zu sehen, wie eine Person mit ein bisschen Mut, Weitsicht und Herz, ein Geisterdorf in eine lebendige Gemeinde verwandeln kann.